Des Jägers wilde Bretter

Gleich vorweg: Nicht jeder Mensch muss perfekt in der Rechtschreibung sein. Das gilt insbesondere beim Schreiben von unüblichen Wörter, die im täglichen Sprachgebraucht nicht verankert sind. Erstaunlich jedoch ist die Nachlässigkeit, auf die man immer wieder bei Werbetafeln, Slogans oder Produktbeschreibungen trifft: Zwar sieht man ihnen ein teures Design an, doch an die Rechtschreibung dürfte kein Gedanke verschwendet worden sein.

Ein schönes Beispiel ist das vor kurzem entdeckte „Wildbrett“, das nicht von einer Tischlerei, sondern offensichtlich von einem Lebensmittelanbieter als Hauptprodukt beworben wird. Oder die „Souvenir’s“, die mit viel Liebe gemalt auf einer Fassade prangen. In beiden Fällen wäre es doch ein Einfaches gewesen, vorab jemanden zu Rate zu ziehen, wenn man sich der eigenen Schwäche in Bezug auf Rechtschreibung bewusst ist. So liegt der Schluss nahe, dass kein Bewusstsein für richtiges Schreiben gegeben ist – oder aber, dass davon ausgegangen wird, dass sowieso niemand den Fehler bemerken oder sich daran stoßen würde. Jedenfalls spricht die Präsentation eine deutliche Sprache – und sagt vielleicht mehr über die ErstellerInnen aus, als ihnen lieb ist.

Bindestrichdämmerung?

Die Regel ist einfach und einleuchtend: Will man zwei Hauptwörter miteinander verbinden, schreibt man sie zusammen oder mit Bindestrich. Doch während wohl niemand auf den Gedanken käme, das Kinderzimmer in zwei Teile zu trennen, also Kinder Zimmer, ist im öffentlichen Raum, aber auch in diversen Publikationen Zurückhaltung bei der Verwendung von Bindestrichen in weniger gängigen Zusammensetzungen bemerkbar.

So stößt man aufs „Saison Bier“, den „Herren Damen und Kinderfriseur“ und die „Theater Zeitschriften“. Auch wenn es manchmal modisch und schnittig aussieht, etwa auf Plakaten oder in der Werbung, richtig ist das Fehlen des Bindestrichs definitiv nicht. Auch dem Verständnis ist es nicht unbedingt zuträglich. Und es kann zu Bedeutungsverschiebungen führen. So ist es etwa ein großer Unterschied, ob  es um die Arbeit der „Kinder- und JugendspychiaterInnen“ oder um die Arbeit der „Kinder und JugendpsychiaterInnen“ geht.

Bindestriche werden auch bei Substantivierungen verwendet, also wenn andere Wortarten hauptwörtlich gebraucht werden, etwa: das ständige Auf-die-Uhr-Schauen. Doch in diesen Fällen ist die Unsicherheit bezüglich der Rechtschreibung prinzipiell groß.

Fürs Erste reicht es wohl, an den Bindestrich zu erinnern – und eine Bindestrichdämmerung im Sinne der besseren Verständlichkeit zu verhindern.

Wie alt darf neu sein?

Es gibt sie noch, die Menschen, die Eurobeträge in Schilling umrechnen – und dabei entsetzt die gute alte Zeit herbeisehnen, in der alles besser und billiger war. Zwar hätte uns die Inflation auch ohne Europawährung zugesetzt, doch der Gedanke an den Schilling lässt die Zeit stillstehen.

Ähnlich verhält es sich mit der „neuen“ Rechtschreibung, die nach wie vor dafür herhalten muss, wenn Wörter falsch geschrieben werden. Dabei ist sie auch schon in die Jahre gekommen: Die Diskussion über eine Vereinfachung der deutschen Orthographie begann 1980, 1996 wurde die Reform beschlossen. Doch von Anfang an gab es Proteste, sodass das anvisierte Startdatum 1998 verschoben werden musste. Nach vielen Diskussionen trat sie in Österreich schlussendlich nach einer siebenjährigen Übergangsphase 2005 in Kraft, wobei auch danach immer wieder einzelne Teile verändert wurden. „Wie alt darf neu sein?“ weiterlesen