Es ist nicht leicht, in Krisen gut und transparent zu kommunizieren, und vieles ist während der Corona-Pandemie gelungen. Doch manche Begriffe werden falsch oder uneindeutig verwendet, was zu Verwirrung und Missverständnissen führt. Zwei Beispiele dafür sind „Eigenverantwortung“ und „Risikogruppen“.
Was Eigenverantwortung heißt, sagen schon die beiden Teile des zusammengesetzen Hauptworts. Wenn jetzt an die Eigenverantwortung in Bezug auf das Tragen von Masken appelliert wird, ist das fast zynisch. Denn Personen, die zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln keinen Mund- Nasen-Schutz tragen, handeln subjektiv gesehen eigenverantworlich, weigern sich aber, Verantwortung für andere zu übernehmen, indem sie sie einem Ansteckungsrisiko aussetzen. Fahrgäste, die wiederum ihre Verantwortung für andere wahrnehmen, können für sich selbst nichts anderes tun, als diese Gefährdung hinzunehmen oder darauf aufmerksam zu machen. Sie können also eigenverantwortlich einer möglichen Infektion und damit der Ausbreitung der Pandemie nicht vorbeugen. Darum müssten die Durchsagen also Verantwortungsbewusstsein (für andere) und Rücksicht einfordern, (was ich den ÖBB auch rückgemeldet habe).
Ähnlich war und ist es mit dem Begriff „Risikogruppen“. Besonders zu Beginn der Pandemie wurden hier nicht nur unterschiedliche Personengruppen undifferenziert in verschiedenen Kontexten beschrieben (also Personen, die auf Grund ihres Berufs, ihres Alters oder ihrer Vorerkrankung besonders gefährdet sind), es wurde auch nicht unterschieden, um welches Risiko es ging: um ein erhöhtes Infektionsrisiko oder um ein erhöhtes Risiko, einen schweren Verlauf zu erleben, was doch einen erheblichen Unterschied macht. Verwendet man jedoch einen Begriff für unterschiedliche Situationen, kann das zu Verwirrung führen. Zwar ist inzwischen ein bisschen Licht in die Sache gekommen, doch werden nach wie vor immer wieder alle möglichen Varianten unter „Risikogruppe“ subsummiert.
Es ist nicht leicht, in Krisen genau zu kommunizieren. Aber umso wichtiger.